473 Jahre

473 Jahre Spitalsgeschichte

Die erste Erwähnung eines Spitals in Gmünd datiert auf das Jahr 1552. Es gab an zwei Standorten in der Altstadt bis zum Ende des Ersten Weltkriegs entsprechende Einrichtungen, wobei damals die karitative Beherbergung und Versorgung im Mittelpunkt stand und die Krankenpflege eher ein Nebenaspekt war. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs war mit der Errichtung des Flüchtlingslagers auch der Bau eines riesigen Spitalkomplexes verbunden. Am 22. November 1925 wurde am Gelände des ehemaligen Lagers ein städtisches Spital eröffnet, das rund 60 Jahre in Betrieb war. 1984 erfolgte der Umzug in den bis heute bestehenden Neubau am gleichen Standort. Damit feiern wir 2025 das 100-jährige Jubiläum unseres Spitals in der Gmünder Neustadt.

1984 bis dato

Das heutige Krankenhausgebäude wurde nach sechsjähriger Bauzeit am 7. September 1984 feierlich eröffnet. Es hatte damals fünf Geschosse, 193 Krankenbetten und die zugehörigen Behandlungs- und Wirtschaftsräume.

Das Krankenhaus Gmünd kurz nach der Eröffnung 1984

Am 1. Jänner 2006 wurde das bis dahin städtische Krankenhaus dem Land Niederösterreich übergeben, und wird seither in der Landeskliniken Holding verwaltet und als Landesklinikum Waldviertel Gmünd bezeichnet.

1925 bis 1984

Das Krankenhaus in Gmünd wurde am 22. November 1925 feierlich eröffnet. Das Spital hatte damals 120 Betten und rund 20 Bedienstete, darunter vier Ärzte und 14 Pflegeschwestern. Leiter der Chirurgischen Abteilung war Dr. Viktor Conrath. Das damalige Krankenhaus wurde mehrmals umgebaut.

Die Stadtgemeinde Gmünd hatte schon während des Zweiten Weltkriegs Pläne für einen Neubau, die aber durch einen Bombenangriff 1945, der auch das Spitalsgebäude traf, zerstört wurden. Nach dem Krieg konnte ein improvisierter Betrieb aufrechterhalten werden. Nach Renovierung und Umbau in den 1950er Jahren war das Spital bis zur Eröffnung eines Neubaus 1984 in Betrieb.

1914 bis 1925

Von 1914 bis 1919 beherbergte die Stadtgemeinde Gmünd eines der größten Flüchtlingslager der Österreich-Ungarischen Monarchie, mit einer Höchstbelegung von 31.000 Menschen. Auf einem 550.000 m² großen Areal wurde neben Wohnbaracken auch Infrastruktur wie Kirchen, Schulen, Küchen, Werkstätten oder ein Theater gebaut.

ca. 1916: Krankenhaus im Flüchtlingslager

Auf dem Lagergelände befand sich auch ein riesiges Spitalsareal mit ca. 2400 Betten das insgesamt 40 Gebäude umfasste: verschiedene Spitäler, Ambulatorien, Waisenhäuser, ein Siechenheim, ein Greisenasyl, ein Quarantänegebäude sowie Küchen- und Verwaltungsgebäude. Dort waren 13 Ärzte, 24 Mediziner und 40 Pflegerinnen tätig.

ca. 1916: Kinderspital im Flüchtlingslager

Nach Ende des Ersten Weltkriegs kaufte die Stadtgemeinde Gmünd das Inventar Lagerspitals und die beiden Waisenhäuser und richtete ein städtisches Spital ein. Es hatte eine interne und eine chirurgische Abteilung doch es gab keinen Anspruch auf Unterstützung durch die Krankenkassen. Nach großen finanziellen Problemen kam es 1921 zur Schließung. Bis zur feierlichen Wieder-Eröffnung 1925 wurde daraufhin mehrmals umgebaut. Das nötige Geld stammte unter anderem aus einer im Bezirk durchgeführten Geld- und Naturaliensammlung.

1833 bis 1919

Der Lebzelter und Gmünder Bürgermeister (1764, 1781, 1791-1794) Kaspar Kietreiber widmete seinen Nachlass testamentarisch der Einrichtung eines Spitalfond und Errichtung eines Spitals samt Krankenzimmer für verarmte Gmünder Bürger:innen.

Haus Nr. 78 (Bürgerspital)
heute: Schremser Straße Nr. 5

Das Haus Nr. 78, gegenüber dem Amtsgebäude der Stadtgemeinde wurde 1833 aus dem Kaspar Kietreiber’schen Bürgerspitalfond erbaut. […]

Der Stifter des Bürgerspitalsfond, Lebzeltmeister Kaspar Kietreiber, […], hatte sein gesamtes Vermögen der Stadtgemeinde Gmünd zur Anlage eines Bürgerspitalsfond testamentarisch vermacht.

Der Nachlaß betrug 20.919 Gulden in Bankozetteln; der Stiftbrief enthält die Weisung, den Nachlaß solange auf Zinsen anzulegen, bis das Vermögen für die Errichtung eines Hauses vorhanden ist, in dem acht verarmte Gmünder Bürgerskinder Wohnung und eine bescheidene Rente von 15 Kreuzer pro Tag erhalten sollten. Das Spital erhielt 2 Wohnzimmer, 1 Krankenzimmer, 1 Küche und Speisekammer. Die Verwaltung des Bürgerspitalfond oblag der Gemeinde und erst nach dem Weltkrieg wurde infolge der umgestaltung des Fürsorgewesens das Haus dem vom Stifter gewidmeten Zweck entzogen und zu Wohnungszwecken verwendet. […]

Leider konnte die Gemeinde Gmünd die Bedingungen des Stifters infolge der Entwertung des Stiftungsfonds in der Nachkriegszeit nicht mehr erfüllen.

Aus: Ignaz Pilz, Häuser- und Familiengeschichte der Stadt Gmünd – Teil II, 1938, E. Berger Gmünd, S. 315

1552 bis 1833

Die erste Erwähnung eines Spitals in Gmünd geht auf das Jahr 1552 zurück. Damals wurde durch die Herrschaft Gmünd ein Haus am Stadtplatz errichtet und der Fürsorge für verarmte Gmünder Bürger:innen gewidmet.

Haus Nr. 34 (Bezirksfürsorgerat)
heute: Stadtplatz Nr. 50 (Hartlauer)

1552 erbaute Christoph von Greiß (1551-1576 Besitzer der Herrschaft Gmünd) das Benefiziatenhaus „so ain Heusl im Stattl gelegen zu einem Bürgerhaus teiglich war, sonst vergeblich unbewohnt stand, zu einem einstöckigen Hause, daß die Mannschaft dadurch gemehrt wurde“ und machte daraus ein Spital, „nachdem zuvor im Stättl khain Spitall gewest“ (k. k. Hofkammerarchiv, Wien). Es ist daher die Gründung des Herrschaftlichen Spitals auf das Jahr 1552 zurückzuführen.

1572 versuchte Christoph von Greiß auf dem Hause einen lutherischen Prädikanten zu halten, es wurde ihm aber durch Zuschrift der n.-ö. Landschaftskammer vom 24. Dezember 1573 befohlen, es beim Alten zu lassen. […] Es erging an ihn zugleich der kaiserliche Befehl, daß er „die von den Spitalsgütern abgenommene Nutzung zu Handen des Richter und Rat daselb zu Gmünd oder den Spitalmeistern ohne Abgang erstatte, das Benefizum dem Richter und Rat daselb abtreten und fürderhin wie andere Spitalgründe den Armen zu Nutz und Gebrauch lasse“. (k. k. Hofkammerarchiv Wien)

Das auf diese Art finanziell gut fundierte Spital bot durch viele Jahrzehnte den verarmten Gmünder Bürgern und herrschaftlichen Untertanen einen gesicherten Lebensabend. Aus den Gmünder Pfarrmatriken geht hervor, daß zahlreiche gewesene Gmünder Handwerker oder deren Witwen, die verarmt worden waren, ihre letzten Lebensjahre im herrschaftlichen Spital abschlossen.

Aus: Ignaz Pilz, Häuser- und Familiengeschichte der Stadt Gmünd – Teil II, 1938, E. Berger Gmünd, S. 133 bis 135